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Was bedeutet Schlaganfall und welche Entstehungsursachen sind bekannt?

Krankheitsbild Schlaganfall

Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, an der jährlich ca. 200.000 Menschen erkranken. (Vgl. SVR 2000/01) Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, deutlich an. Mehr als 70% der stationär behandelten Schlaganfallpatienten sind älter als 65 Jahre (Vgl. SVR 2000/01). Aber auch in jüngeren Jahren kann es zu einem Schlaganfall kommen.

Die Folgen eines Schlaganfalls können schwerwiegend sein. Jeder 5. Patient stirbt innerhalb der ersten vier Wochen an den Folgen dieser Krankheit (Vgl. SVR 2000/01). In Deutschland ist der häufigste Grund für eine erworbene und lebenslange Behinderung im Erwachsenenalter auf den Schlaganfall zurückzuführen (Vgl. SVR 2000/01).

Definition Schlaganfall

Das Krankheitsbild Schlaganfall hat viele Namen – z.B. Apoplex, Apoplexia, apoplektischer Insult, Gehirnschlag, intrakraniale Blutung, intrazerebrale Ischämie. (Vgl. Georg, Frowein1999)

 „Ein Schlaganfall ist eine akut auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns mit neurologischen Ausfällen (Bewusstseinstrübung, Lähmung, Sensibilitätsstörungen). Fast immer ist er die Folge von arteriosklerotischen  Prozessen (umgangssprachlich: Gefäßverkalkungen) der hirnversorgenden Arterien oder Hirngefäße.“ (Vgl. Schäffler et al 2000)

Die Durchblutungsstörung im Gehirn tritt also plötzlich auf. Dafür gibt es einen medizinischen Fachbegriff: zerebrovaskuläre Insuffizenz. Dabei meint der Mediziner nicht nur den Schlaganfall selbst, sondern auch seine „Vorstadien“ – wie Verwirrtheit und Gedächtnisverlust – TIA und PRINT. Die beiden letzten Begriffe werden auf Seite 3 näher erklärt.

Die wichtigsten Arten des Schlaganfalls lassen sich aufgrund der Krankheitsursachen unterscheiden (Vgl. Schäffler et al. 2000.):

Die häufigste Ursache eines Schlaganfalls ist eine verminderte Blutversorgung (Ischämie) des Gehirns. Sie tritt bei 85 % der Betroffenen auf. Dabei sind Gefäße, die das Gehirn mit Blut versorgen, entweder stark verengt oder ganz verschlossen. Dies geschieht hauptsächlich aufgrund von arteriosklerotischen Prozessen, aber selten auch aufgrund von Gefäßentzündung, Migräne, Hirntumoren usw. Dadurch wird ein Bereich des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Der betroffene Bereich des Gehirns stirbt ab, und es kommt zum Untergang von Hirngewebe (Hirninfarkt). Diese Form des Schlaganfalls wird als ischämischer Hirninfarkt oder  auch als „weißer Hirninfarkt“ bezeichnet.

In den anderen 15% aller Fälle ist der Schlaganfall die Folge einer geplatzten/gerissenen Hirnarterie. Grund hierfür sind chronische Hypertonie (anhaltend hoher Blutdruck) oder das Platzen von  Aneurysmen (Ausstülpung an einem Blutgefäß). Durch das Platzen oder Reißen der Gefäße kommt es nachfolgend zu Blutungen in das Gehirn (intrazerebrale Blutung, Hirnmassenblutung). Seltener wird die Hirnblutung durch ein Schädel-Hirntrauma, Tumorblutung o.a. Möglichkeiten verursacht. Wird der Schlaganfall durch eine solche Blutung hervorgerufen, spricht man auch vom „roten Hirninfarkt“.

 

Einteilung

Die Durchblutungsstörungen im Gehirn (zerebrale Durchblutungsstörungen) lassen sich nach dem Schweregrad wie folgt einteilen (Vgl. Braun, Dormann 2001):

 

Schweregrad der Durchblutungsstörung

Klinische Symptomatik

Stadium I

 

asymptomatische Stenose (Verengung)

Stadium II a

TIA – transistorische ischämiche Anämie

Vollständige Rückbildung der Symptome binnen von 24 h

Stadium IIb

PRIND - prolongiertes ischämisches neurologisches Defizit

Symptome halten über 24 h an, bilden sich aber vollständig zurück

Stadium III

PS: progressive stroke

Zunehmende Symptomatik, teilweise reversibel

Stadium IV

CS: complete stroke „Schlaganfall“

Chronisches neurologisches Defizit

Abbildung 1: Einteilung der zerebralen Durchblutungsstörungen (Quelle: Maletzki, Stegmayer 1998 2001, S. 636)

 

Je nach Schweregrad unterscheiden sich die Symptome, die Therapie und Prognose.

Erscheinungsbild eines Schlaganfalls

In verschiedenen medizinischen und pflegerischen Lehrbüchern (z.B. Schäffler et al. 2000; Baenkler et al. 2007; Braun, Dormann 2001).) sind die Symptome des Schlaganfalls beschrieben: Typisch für einen Schlaganfall ist der plötzliche, „schlagartige“ Ausfall der Hirnfunktionen. Die Kombination der Symptome kann sehr unterschiedlich sein und ist abhängig davon, welche Hirnarterie betroffen ist und welche Hirnzentren ausgefallen sind. (Dabei zeigen sich die Symptome je nach betroffenem Gefäßgebiet meist auf der gegenüberliegenden Körperhälfte).

Unabhängig davon welches Gefäß betroffen ist, zeigen sich bei allen Betroffenen:

 

  • Bewusstseinstrübungen unterschiedlichen Ausmaßes
  • psychische Veränderungen (z.B. akute Verwirrtheit mit Orientierungsverlust und Teilnahmslosigkeit)

 

Beim häufigsten Schlaganfall, dem Cerebri-media-Infarkt sind folgende Symptome zu erwarten:

 

  • Halbseitenlähmung (Hemiplegie): vollständige oder teilweise Lähmung der Muskulatur einer Körperseite. Der Patient kann z.B. nach dem Schlafen nicht mehr aufstehen. Die Lähmung ist anfangs schlaff und wird nach Tagen bis Wochen spastisch.
  • Der Babinski-Reflex (Anheben der Großzehe und Beugung der übrigen Zehen bei Bestreichen des seitlichen Fußrandes) ist meist von Anfang an auslösbar. Er lässt sich nicht bei Patienten ohne Schlaganfall auslösen.
  • Sensibilitätsstörungen (Taubheitsgefühl, Kribbeln) der Extremitäten
  • Aphasie (Sprachstörung durch Schädigung des ZNS) in Form von Störungen des Sprachverständnisses oder der Sprachproduktion
  • Apraxie (Unfähigkeit zu zweckgerichteten Handlungen trotz erhaltener Beweglichkeit)
  • Harninkontinenz oder –verhalt

Häufigstes und wichtigstes Warnzeichen für einen drohenden Schlaganfall ist die TIA und der PRIND. Hierunter versteht man plötzliche neurologische Ausfälle, die sich bei der TIA nach Minuten bis höchstens 24 h völlig zurückbilden. Beim PRIND dauert die Rückbildung länger als 24 h (bis zu drei Wochen). Die Ausfälle bilden sich aber ebenfalls noch vollständig zurück. Sie zeigen sich häufig als:

 

  • Kurzfristige Sehstörungen
  • Sensibilitätsstörungen (z.B. Taubheitsgefühl, Kribbeln) und kurzzeitige Lähmungen in Armen/Beinen („Gestern fiel mir irgendwie die Tasse aus der Hand, und danach war wieder alles in Ordnung.“)
  • Vorübergehende Aphasie (Sprachstörung)
  • Schwindel, Übelkeit, Erbrechen
  • Gleichgewichtsstörungen

 

Diese Episoden werden vom Patienten oft in ihrer Bedeutung unterschätzt. Aber bei knapp der Hälfte der Betroffenen erfolgt innerhalb der nächsten 5 Jahre ein Schlaganfall. Suchen Sie also unbedingt ihren Arzt auf, wenn sie solche oder ähnliche Symptome bei sich festgestellt haben. Ihr Arzt kann dann die weitere Diagnostik und eventuelle Therapien durchführen. Wenn die Gefahr, möglicherweise einen Schlaganfall zu erleiden, bestätigt wurde, kann in vielen Fällen z.B. eine Gefäßoperation einen Schlaganfall verhindern.

 

Die Stiftung „Deutsche Schlaganfall-Hilfe“ hat für Angehörige und Betroffene verschieden Ratgeber zum Thema  herausgegeben:

 

  • „Vorbeugen – Behandeln - Rehabilitieren“ bei Schlaganfall und 
  • „Jeder Schlaganfall ein Notfall – Symptome erkennen und richtig behandeln“

 

Hier können Sie die Informationen als PDF herunterladen: Was bedeutet Schlaganfall und welche Entstehungsursachen sind bekannt?